Öllämpchenprinzip

Öllämpchenprinzip

Das Öllämpchenprinzip ist zwar nicht von Rockefeller erfunden worden, aber der Reichtum des Magnaten basierte zum großen Teil auf diesem Prinzip.

Grundsätzlich wäre gegen dieses Prinzip nichts einzuwenden, wenn es den Nutzenden einen tatsächlichen Nutzen bringen würde. In China hat sich dies nicht bestätigt.



Dabei handelt es sich um die einfache Geschäftsidee, einem Nutzenden wird ein Gegenstand, eine Dienstleistung  oder heute auch Software zur Verfügung gestellt, dessen Benutzung erzeugt Verbrauch an Zeit oder Mittel, und diese werden kostenpflichtig. Für das Geschäftsmodell besonders einträglich ist es, wenn Nutzende davon abhängig werden, also ihre (wirtschaftliche) Existenz durch den Verbrauch gesichert werden muss.



Im China des 19. Jahrhundert – die Chinesische Regierung hatte damals noch andere Probleme mit den Westmächten – hatte Rockefeller Öllämpchen günstig verkauft, mit dem die chinesischen Menschen in die Lage versetzt worden sind, auch im Dunkeln arbeiten und Leben zu können. Dies war eine heere soziale Leistung, auf welche die Kapitalisten vieler Länder immer wieder hinwiesen, wenn sie Kritik entgegnen mussten. So wurde die chinesische Bevölkerung unter anderem in die Lage versetzt, seine Bildung zu verbessern, lesen und schreiben zu lernen, nachdem sie abends mit der Arbeit fertig war. Unter anderem ein Nachteil, der häufig gerne verschwiegen wurde, war, dass die Menschen nun auch nachts mit Licht arbeiten konnten, so dass in Schicht gearbeitet werden konnte. Das führte zu einer inflationären Steigerung der nutzbaren Produktionszeit, während die Arbeitszeit der Menschen – die begrenzt war – weniger wert wurde und der Stundenlohn sank.



Rockefeller dagegen konnte seine  Ölimporte nach China extrem steigern und somit Überkapazitäten abbauen, die aus einem gesättigten Heimatmarkt (das Automobil war noch nicht erfunden) und einer verbesserten Raffinationsmethode entstanden. Seine Standard Oil Inc. gründete die Mei Foo (Chinesisch: 美孚), die bis ins 20. Jahrhundert Rockefellers Gewinn trächtigstes Unternehmen und größte Investition in einen unsischeren Markt – China/Asien – blieb. Die chinesischen Menschen brauchten das Licht der Öllämpchen, um arbeiten zu können. Mit dem Mehr an Arbeit konnten sie sich das Öl für die Lämpchen leisten. Original Standard Oil of Indiana  – torch & oval – logo used 1947–1961


Dieser Wirtschaftskreislauf ist seitdem ein beliebtes Geschäftsmodell für US-amerikanische aber auch für europäische Firmen. Insbesondere bei Software hat sich dieses Geschäftsmodell in jüngster Zeit durchgesetzt. Mittels Cloud-Lösungen ermöglicht es Unternehmen - insbesondere in Form von Abonnements - Produkte, Dienstleistungen oder Software Geräte abhängig und zeit basiert zu tarifieren. Weltunternehmen sind dabei so erfolgreich, dass auch kleine Krautscher ihre Produkte inzwischen als Abo anbieten.



In China wurde die Arbeit damals so schlecht entlohnt, dass es den Menschen nicht möglich war, dadurch eine Existenz zu sichern. Die Abhängigkeit von Arbeit, den Zwang, diese auch im Dunkeln tun zu müssen und der Wunsch dieses Statussymbol für Erfolg einsetzen zu können, führte in eine Abhängigkeit nämlich, auch weiterhin Öl und Öllämpchen kaufen und bezahlen zu müssen. Die dadurch erforderliche Mehrarbeit wurde aber durch langsam steigende Ölpreise und sinkende Arbeitserträge für den möglichen Zeiteinsatz relativiert.



Je mehr die Menschen arbeiteten, desto größer wurde ihr Ölverbrauch, so dass die Menschen nicht gemerkt haben, dass ihre gesamte Nachtarbeit für den Kauf des Öls eingesetzt werden musste. Ohne die Mehrarbeit nachts hätten sie jedoch keine Öllämpchen gebraucht und nicht nachts arbeiten müssen. Ein weiterer Effekt war die schiere Menge an Öl, das durch den Verbrauch aller Chinesen – damals ca. 400 Mio. – umgesetzt werden konnte.



Deshalb sollte heute jeder beim Kauf von Produkten oder bei der Nutzung einer Software prüfen, ob das Öllämpchenprinzip hier eingesetzt wird und ggf. Alternativen suchen.